Vogelportrait


Die Wasseramsel Cinclus cinclus

Sie ist ein Meister der Fortbewegung und beherrscht wie kaum ein anderes Tier ihre Talente in ihrem Lebensraum:sie kann fliegen, laufen, schwimmen und sogar tauchen. All dies mit einer Geschwindigkeit, dass man Mühe hat, ihr mit dem Auge zu folgen. Für einen Singvogel sind das außergewöhnliche Eigenschaften.

Wasseramseln leben an klaren, schnell fließenden Bächen oder Flüssen. Sie haben die Reviere untereinander streng aufgeteilt und verteidigen sie konsequent mit schrillem Gezeter gegenüber Eindringlingen der gleichen Art.

Zur Nahrungssuche watet die Wasseramsel oft brusttief in der Flachwasserzone am Bachrand, sammelt alle Formen der Insekten im und außerhalb des Wassers und lässt kein Versteck unter Wurzeln und Steinen aus, um nach Fressbarem zu suchen. Sie schwimmt auch, mit ihren kurzen Flügeln rudernd, in die Bachmitte, taucht bis 1,5 Meter tief, läuft geschickt mit gesenktem Kopf auf dem Bachbett entlang und stöbert dabei zwischen Steinen, Wasserpflanzen und Sedimenten mit dem Schnabel Nahrung auf. Diese besteht aus Wasserinsekten, sowie deren Larven, kleinen Krebstierchen, winzigen Mollusken und gelegentlich auch Fischchen.

Für diese Lebensweise ist die Wasseramsel körperlich gut gerüstet. Sie besitzt ein äußerst dichtes, flaumiges Federkleid, eine große Bürzeldrüse zum Einfetten des Gefieders während der häufigen Pflege, kräftige Beine und Füße, mit denen sie sich auch in starken Strömungen unter Wasser festkrallen kann. Die Nasenlöcher am Schnabel können mit Hautklappen wasserdicht verschlossen werden, und auch die Ohröffnungen sind ähnlich wie bei der Wasserspitzmaus verschließbar. Um den Auftrieb im Wasser beim Tauchen zu vermindern sind ihre Knochen mit Mark gefüllt und nicht hohl wie bei den meisten anderen Vögeln.

Wasseramseln brüten gewöhnlich zweimal im Jahr. Dazu finden sich die sonst einzeln lebenden Vögel oft schon im Februar zu Paaren zusammen. Das Nest wird in direkter Wassernähe unter überhängenden Wurzeln, unterhalb Brücken und manchmal sogar in Wandhöhlun-gen hinter einem Wasserfall gebaut. Es ist ein voluminöses Gebilde, aus viel Pflanzenmaterial konstruiert, und gleicht von seiner höhlenartigen Bauweise etwas dem des Zaun-königs, mit dem übrigens die Wasseramsel trotz ihrer weit größeren Gestalt verwandt ist.

Es werden auch Nistkästen gern angenommen. Damit gelingt es, Wasseramseln in geeigneten Gebieten dauerhaft anzusiedeln.

Die 4-6 weißen, ovalen Eier werden etwa 2 ½ Wochen vom Weibchen bebrütet. Gute 3 Wochen füttern die Alten die Jungen im Nest, bevor diese flügge werden.
Die Eigenschaften zu schwimmen und zu tauchen ist den Wasseramseln angeboren. Es gelingt Ihnen schon, bevor sie fliegen gelernt haben. Nach der Verselbständigung verlassen die Jungen zügig das Revier des Elternpaares, die auch die eigenen erwachsenen Nachkommen nicht mehr in ihrer Nähe dulden.

Durch ihre strenge Bindung an schnelle Fließgewässer ist die Wasseramsel eher ein Bewohner der Mittelgebirge und der Hochgebirgslagen. Im Tiefland ist sie kaum anzutreffen. In den geeigneten Biotopen ist sie kein seltener Bewohner, aber auch nicht gerade häufig. Die Vögel beanspruchen als Einzelgänger ein Nahrungs-Revier von 500 bis 1000 Meter Gewässerlauf.

Selbst bei klirrender Kälte im tiefsten Winter bleibt die Wasseramsel ihrem Heimatgewässer treu und fliegt munter und flink auf Nahrungssuche ins eiskalte Wasser hinein und heraus.

Sie ist kein scheuer Vogel und erfreut Beobachter mit ihrem aktiven Treiben auch mitten in Ansiedlungen oder Parks, wenn die Wasserqualität stimmt und eine reichhaltige Insektenfauna als Nahrungsgrundlage vorhanden ist.



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